Am Anfang steht die Absicht

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Am Anfang steht die Absicht – die Absicht ist der Anfang.
Dies ist eine schöne Geschichte, mit einem glücklichen Ausgang.
Stand heute.
Wer kann schon in die Zukunft schauen? Niemand. Nie!
Eigentlich gut so.
Denn so gibt es immer auch in schlechten Zeiten Hoffnung am Horizont.

Was heute zählt, ist das Jetzt und Hier. Deshalb möchte ich meine große Freude mit euch teilen, jetzt und hier: Mein Sohn lebt wieder! Er ist wieder da!

Nicht, dass er tot war. Aber er war verdammt weit weg. Fast unerreichbar für mich, in einer anderen, sehr düsteren Welt. Da, wo der Teufel regiert. Drogen sind für mich inzwischen wirklich „Teufelszeug“ (nur sehr schwer zu kontrollieren und zu beherrschen, wenn überhaupt …) und eine aktive Suchterkrankung ist die Hölle!

Wenn ich Hölle definieren müsste, dann würde ich sagen: es ist ein Ort ohne Liebe.
Da wird gelogen und betrogen und geklaut und verachtet. Und die Einsamkeit schluckt einen dort  irgendwann wie ein großes schwarzes Loch.

Die einzige Verbindung in dieser Dunkelheit zu meinem Sohn war ein (sehr strapaziertes, oft extrem dünnes) Band der Liebe.

Nun lebt er wieder.
In unserer Welt; in unserer Realität. Und es geht ihm gut damit. Sehr gut sogar!

Mir fällt ein Lehr-Satz ein, den ich versucht habe zu befolgen; einer für Eltern, deren Kinder sich im aktiven Konsum befinden:
„Stellen Sie Ihre Realität so ruhig und sicher wie möglich neben seine: du magst das so und so sehen und empfinden- ich sehe das anders. Ich lebe ein gutes Leben in meiner Realität.“ Und noch einer:
„Leben Sie Ihr gutes Leben, mit Ihren Interessen und schönen Momenten- dem Abhängigen wird so sehr schmerzhaft deutlich wie isoliert er in seiner Realität ist“.

Irgendwann hat mein Sohn eine zaghafte Absicht erkennen lassen; dass er wieder zu uns gehören wollte; dass er die Geborgenheit und ganze Liebe der Familie vermisst ; dass er nicht für immer alleine und isoliert in seiner Realität leben will.
Irgendwo.
In der Hölle.

Am Anfang steht die Absicht – die Absicht ist der Anfang.

Wir haben ihn unterstützt in seiner Absicht. Ein Anfang war gemacht.
Es gab Rückfälle, aber nie mehr verschwand die Absicht ganz.
Wir haben sie gefüttert. Immer und immer wieder. Mit Liebe.
Solange bis sie groß genug war, damit er durchzuhalten konnte. Solange bis er bereit war und die Kraft hatte, die Realitäten zu wechseln.
Und spürt wie schön das Leben im hier und jetzt sein kann.

Viele Monate sind nun schon vergangen.
Aus der zarten Absicht ist ein ausgewachsenes Wollen geworden.
Und viele schöne Erfahrungen und Empfindungen haben sich in ihm breit gemacht.

Egal was kommt, ich bin mir sicher, dass er für immer mit der Absicht etwas gutes und schönes verbinden wird. Sie wird ihm nie mehr ganz verloren gehen.

Liebe Mütter, liebe Väter, liebe Angehörige da draußen:
Lebt euer Leben und lebt es so gut wie möglich!
Und bleibt aufmerksam, bleibt hoffnungsvoll, damit ihr sie nicht verpasst, die Absicht, die irgendwann kommt – auch wenn sie nur winzig klein ist:

Sie ist ein Anfang!

(Silke)