Die Weihnachtszeit ist ganz und gar eine besondere Zeit. Was wir alle gerne möchten, dass sie besinnlich ist, wie in einem der wunderbaren Weihnachtsfilme. Verliebte Paare, glückliche Kinder, perfekte Familien, die zusammen unter dem Tannenbaum Geschenke auspacken. Glück pur. Ganz ehrlich, das sind meine Kindheitserinnerungen. Weihnachten ist für mich also immer positiv besetzt gewesen. Doch wie verbringen Eltern eines suchterkrankten Kind Weihnachten? Ich möchte euch gerne die Geschichte mit meinem Sohn erzählen…
Das erste Weihnachten nachdem ich wusste, dass mein Sohn ein echtes Alkohol Problem hat, verbrachte er zuvor schon einige Monate in der Klinik. Da hieß es “kein Besuch über Weihnachten”. Es kam anders. Ich durfte meinen Sohn am 24.12. abholen und er musste erst am Weihnachtstag zurück. Das war das schönste Weihnachtsgeschenk für mich, aber auch für meinen Sohn. Hoffnung und einen Abend Normalität. Da unser Leben aber kein Weihnachtsfilm ist, war das Jahr darauf noch schwieriger.
Mein Sohn schon mittags total betrunken, Nachmittags war Besuch bei Oma im Altenheim geplant. Mit ihm nicht möglich. Ich war fertig mit der Welt. Meine Mutter verstand die ganze Sache überhaupt nicht. Sie so traurig zu sehen, brach mir das Herz. Ich beschimpfte ganz unweihnachtlich meinen Sohn – die Reaktion: er trank noch mehr… bis ich einen Anruf bekam, dass er mit dem Fahrrad einen Unfall hatte.
Wir verbrachten den frühen Abend des 24.12. in der Notaufnahme. Erschreckend viele alte Menschen warteten mit uns dort. Mein Sohn spürte – genau wie ich – diese Menschen waren einsam. Genau wie seine Oma im Heim. Wir fuhren also noch spät ins Heim und durften ausnahmsweise noch den Besuch machen. Wir drei hielten uns nur im Arm und weinten. Das war mein Weihnachtsgeschenk. Die Hoffnung nicht aufgeben, an das Gute in unseren Kindern glauben!
Das 3. Weihnachten seit der Diagnose verbrachte ich bei der Familie der damals aktuellen Freundin meines Sohnes. Er war nicht clean an dem Abend, aber ich bekam einen Brief von ihm als Weihnachtsgeschenk. “Mama, ich werde es schaffen und danke, dass du an mich glaubst.” Was für ein Glücksmoment!
Nun steht Weihnachten Nr. 4 vor der Tür. Mein Sohn ist clean und auf einem guten Weg. Gleich wird gemeinsam ein Baum gekauft. Heilig Abend nur wie beide – das ist sein Wunsch. Zeit zusammen ohne Stress. Meine Eltern werden oben vom Himmel schauen und stolz auf uns sein. Denn das ist Weihnachten: Lernen, das man ihn bemerkt, den kleinen Glücksmoment. Ich wünsche allen Eltern diesen Moment zu Weihnachten, aber auch über das ganze Jahr. Frohe Weihnachten, Liv