Das Lächeln ist zurück

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Hallo,

heute möchte ich euch gerne unsere Mutmachgeschichte erzählen.

Mein Name ist Kathrin, ich bin 40 Jahre alt und Mutter von 3 tollen Kindern (20,16, 11).

Heute ist der 27.06.24 und ich könnte nicht stolzer auf meinen ältesten Sohn sein, ein besonderer, so emotionaler Tag für alle von uns, aber besonders für mich als Mama, und ich glaube auch für meinen Sohn. Er hat heute sein Zertifikat für die erfolgreiche Absolvierung seiner 5-monatigen Entwöhnungstherapie bekommen.

Vor 5 Monaten begann seine Reise, einen Tag vor Beginn seiner Therapie wurde er aus dem Gefängnis entlassen, wo er zuvor 3 Monate inhaftiert war. Diesen Tag, an dem mein Kind verhaftet wurde und ich nichts rein gar nichts mehr für ihn tun konnte, mitansehen musste wie er von 2 Polizeibeamten in die Justizvollzugsanstalt gebracht wurde, werde ich mein Leben nicht vergessen, mein Gerüst stürzte ein. In mir soviel Schmerz, soviel Wut auf diese Sucht, auf das, was sie aus ihm gemacht hat und Wut, weil ich glaubte, versagt zu haben und Angst, Angst das er es nicht aushalten würde ohne seine Drogen, das sein Körper es nicht schaffen würde von jetzt auf gleich nichts mehr zu bekommen.

Mein Sohn konsumierte zu diesem Zeitpunkt Crystal Meth i.v und das so hochdosiert, dass sich jeder fragte, wie hält sein Körper das nur noch aus, und wie lange würde das noch gut gehen.

Ich hatte Angst, dass sein Körper diesen Entzug nicht standhält. Doch dank unserer tollen Dame von der Jugendgerichtshilfe, die ihn schon Jahre begleitet und uns tatkräftigt unterstützte, bekam er die Möglichkeit, etwas zur Unterstützung beim Entzug zu bekommen. Dies nahm mir die Angst ein klein wenig.

3 Tage hörte ich nichts von ihm, und es machte mich verrückt nicht zu wissen, ob alles ok ist, ob es ihm gut geht, doch dann bekam ich einen Brief von ihm, dieser Brief, so emotional, so ehrlich, Worte die mir zeigten, dass es richtig war, nicht aufgegeben zu haben, dass es richtig war, Dinge und Situationen über diese 4 Jahre auszuhalten, dass es richtig war, den Glauben an mein Kind nicht zu verlieren.

Dieser Brief zeigte mir, dass es mein Kind noch gibt, und dass mein Kind mich und seine Familie liebt. Und besonders ein Satz „danke Mama, dass du mich nicht aufgegeben hast, obwohl ich so scheiße zu dir war, zeigte mir, dass es richtig war, was ich getan hatte.

In diesen 4 Jahren gab es so viele Situationen, wo ich nicht mehr wusste, ob es mein Kind noch gibt, wo ich nicht wusste ob wir noch Bedeutung für ihn hatten, so viele Momente, wo ich nicht mehr weiter wusste und vor Verzweiflung und Schmerz keinen Weg mehr sah, doch immer wieder rappelte ich mich auf und kämpfte für mein Kind und den Glauben, dass er es schafft, diese scheiß Sucht zu besiegen.

Tatsächlich konnte ich damals bei der Verhaftung noch nicht sehen, dass dieser Moment der Verhaftung für meinen Sohn auch eine Chance sein könnte.

Doch jetzt 8 Monate später kann ich sagen, dass die Zeit im Gefängnis die Chance war, um sein Leben zu verändern, die Chance neu zu beginnen.

Er bekam die Möglichkeit seine Haftstrafe in eine Therapie umzuwandeln, er suchte sich eine Klinik weit weg von daheim aus, und eine von wenigen Kliniken, die es erlaubten, ein Tier mit zunehmen.

Und er bekam den Platz, doch er musst bis zur Aufnahme dort clean sein, und dies schaffte er. So brachten wir ihn am 25.01.24 zusammen mit seinem treuen Freund Ask nach Schwerin, eine Reise von der keiner wusste, wie sie enden würde.

Ich habe von Beginn an immer an ihn geglaubt, ich wusste, dass er stark ist, und ich war mir sehr sicher, dass er das schaffen kann.

Dennoch hatte ich Angst und so viele Gedanken in meinem Kopf, ich glaube auch, dass die Angst und der Respekt vor der Sucht immer bleiben werden.

Während dieser 5 Monate durften wir immer mehr beobachten und erleben wie sehr sich mein Kind veränderte, Gespräche fanden statt, die es Jahre nicht gab, wir erlebten so tolle Momente zusammen, die es zuvor nicht mehr gab, das charmante Lächeln meines Sohnes kam immer mehr zurück, er war wieder im hier und jetzt angekommen.

Ein Weg, der meinen größten Respekt verdient, der zeigt wie wichtig Menschen sind, die einen nicht aufgeben, und der zeigt, dass egal wie tief man am Boden ist, man immer die Möglichkeit hat, einen neuen Weg zu gehen.

Dieser Weg wird noch viele Hürden mit sich bringen, doch die erste Hürde wurde mit viel Mut, Stärke und einem starken Willen mega gemeistert.

Gebt nicht auf, auch wenn es manchmal aussichtslos erscheint, aber nichts ist unmöglich.

Eure Kathrin