Die Umrisse eines Kopf, darin ein Kompass und die Beschriftung Werte, Moral und Sucht

Werte, Moral und Sucht

Wie hängen Werte, Moral und Sucht zusammen?
Und was passiert, wenn Konsum unsere moralischen Grenzen verschiebt?

Was sind Moral und Werte?

Moral bezeichnet den gesellschaftlichen Rahmen: Sie umfasst die Regeln, Normen und Prinzipien, die festlegen, was als richtig oder falsch gilt.

Werte sind individueller; sie spiegeln wider, was einer Person wichtig ist und wie sie handeln möchte.

Gemeinsam bilden sie das Fundament ethischer Orientierung – gesellschaftlich vorgegeben, aber individuell interpretiert.

Wenn Sucht Moral und Werte ins Wanken bringt

Eine aktive Suchterkrankung greift tief in das Gefüge von Beziehungen ein – sie verändert Menschen, nicht nur im Verhalten unter Einfluss, sondern auch in der gemeinsamen Grundlage, auf der Beziehungen einmal aufgebaut waren.

Unter Substanzeinfluss oder im Konsumumfeld werden moralische Grenzen schrittweise aufgeweicht. Menschen passen ihre Überzeugungen an ihr Verhalten an, um innere Widersprüche zu verringern – ein Mechanismus, der psychisches Gleichgewicht sichert. Diese Anpassung ist keine Charakterschwäche, sondern eine vorübergehende Form der Stabilisierung.

Wenn der Kompass der Angehörigen leise verrutscht

So verschieben sich nicht nur die Werte der betroffenen Person, sondern auch die der Angehörigen, die versuchen, Halt zu bewahren.
Gesellschaftliche Regeln verlieren an Bedeutung, und eigene Werte geraten aus dem Blick oder werden angepasst.

Die stillen Regeln, die in einem Haushalt galten, werden gebrochen oder neu ausgelegt.
Zwischen Loyalität, Fürsorge und Überforderung werden Grenzen oft unklar.

Was früher als unverhandelbar galt – Vertrauen, Ehrlichkeit, Verlässlichkeit – kann sich im Versuch, zu helfen oder Kontrolle zu bewahren, verschieben.

Was das für Angehörige bedeutet

Für Angehörige ist es wichtig zu verstehen, warum sich Werte in der Suchterkrankung verschieben – und gleichzeitig die eigenen Werte nicht aus den Augen zu verlieren.

Es ist okay, alte Werte zu hinterfragen und sie aufgrund der neuen Situation anzupassen.
Aber es bleibt wichtig, sich immer wieder zu fragen, ob man noch nach seinen Werten handelt.

Sich bewusst zu machen, wie die eigenen Werte auf die neue Situation angepasst werden müssen, kann helfen, Orientierung und Selbsttreue zu bewahren.

Stefanie Bötsch

➡️ Spannende Einblicke zum Thema aus Betroffenensicht und aus Angehörigensicht bekommst du hier:

🎧 Psychoaktivpodcast
Folge 118: Hat mich meine Suchterkrankung traumatisiert? Beschäftigt sich mit dem Thema aus Konsumierenden-Sicht
Folge 121: Mein Sohn zockt nur noch, was kann ich tun? Hier geht es um die Angehörigensicht.

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