Substitution ist ein Wendepunkt in der Behandlung von Suchterkrankungen. Was einst stark umstritten war, ist heute fester Bestandteil in der Versorgung von Menschen mit Abhängigkeit von Opiaten oder Opioiden.
Wenn unsere Söhne und Töchter substituiert werden, verändert sich vieles – für sie, aber auch für uns Eltern.
Es geht nicht nur darum, dem Teufelskreis von Beschaffung und gefährlichem Konsum zu entfliehen. Es geht um Stabilität, Teilhabe, Lebensqualität. Und darum, dass ein Alltag wieder möglich werden kann – und sich eine neue Perspektive zeigt.
Als Eltern begleiten wir diesen Weg oft im Hintergrund – aber wir spüren sehr genau, wo Strukturen tragen – und wo sie brüchig bleiben.
Wir erleben, dass unsere substituierten Kinder wieder besser für uns erreichbar werden. Das Miteinander birgt weniger Konflikte. Unsere Ängste lassen ein Stück nach.
Wir wissen, dass es eine medizinische Anbindung gibt – und dass die Substitution zumindest ein gewisses Maß an Sicherheit ermöglicht.
Aber wir sehen eben auch, wo es schwierig wird, wenn die Versorgung unzureichend ist oder unterbrochen wird.
Aus unserer Elternsicht benötigen die nachfolgenden Punkte besondere Aufmerksamkeit.
🔹 Qualität der Substitution sicherstellen
Substitution ist mehr als eine medizinische Maßnahme – sie soll Betroffenen helfen, ihr Leben wieder selbst zu gestalten.
Dazu braucht es eine Behandlung, die individuell abgestimmt ist, stabilisierend wirkt und echte Teilhabe ermöglicht – im Alltag, in Ausbildung, Beruf und Beziehungen.
🔹 Versorgung im ganzen Land ermöglichen
Auch im ländlichen Raum muss Substitution erreichbar sein – wohnortnah und verlässlich
🔹 Psychosoziale Begleitung sicherstellen
Die Kombination aus Substitution und psychosozialer Betreuung ist einer der zentralen Vorteile dieser Behandlungsform – und oft entscheidend für ihren Erfolg.
Dennoch bleibt eine verlässliche, qualitativ hochwertige psychosoziale Begleitung in vielen Praxen aus – häufig aufgrund von Personalknappheit oder fehlender Kooperationen.
Das ist ein Missstand, der Patienten und auch Angehörige belastet – denn stabile Veränderung braucht mehr als nur medizinische Versorgung. Niedrigschwellige Angebote sind essenziell, um auch Menschen zu erreichen, die sonst durchs Raster fallen.
🔹 Versorgung darf nicht abbrechen
Ob Haft, Therapie, Umzug oder Wohnheim: Substitution muss durchgängig gesichert sein – ohne gefährliche Lücken.
🔹 Nebenwirkungen ernst nehmen Medikation muss Teilhabe ermöglichen – nicht behindern. Lebensqualität zählt.
🔹 Mehr Aufmerksamkeit für Beikonsum und zusätzliche Medikamente
Viele Betroffene nehmen neben der Substitution weitere Substanzen oder Medikamente ein – mitunter heimlich, oft aber auch bekannt. Gerade hier braucht es ehrliche ärztliche Gespräche, Risikoaufklärung und die Suche nach gangbaren Alternativen. Es geht darum, gesundheitliche Risiken zu minimieren und echte Perspektiven zu eröffnen.
🔹 Rückfälle besser verstehen – und gemeinsam auffangen
Rückfälle gehören oft zur Realität – doch was passiert, wenn daraus Konsequenzen folgen, etwa ein Ausschluss aus der Substitution?
Gerade dann stehen Eltern oft hilflos daneben. Was hilft in solchen Momenten – für unsere Kinder, aber auch für uns selbst?
Diese Fragen brauchen Raum – im Austausch, in der Versorgung, im Blick auf die Realität.
🔹 Das Ziel darf nicht nur Stabilisierung sein
Substitution sollte den Weg in ein selbstbestimmtes Leben erleichtern – nicht in einem Zustand festhalten, der aufrechterhalten wird, weil er organisatorisch oder ökonomisch einfacher ist. Wir wünschen uns, dass Entwicklung, Veränderung und echte Lebensperspektiven stärker in den Fokus rücken.
🔹 Angehörige bringen wichtige Perspektiven ein
Die Perspektive von Eltern und nahestehenden Personen ist unverzichtbar. Unser Wissen aus dem Alltag kann helfen, Versorgung praxisnäher und wirksamer zu gestalten.
Um sich diesen Themen gemeinsam und mit fachlicher Begleitung intensiv zu widmen, hat der BVEK e.V. eine online Austauschgruppe für Eltern und Angehörige gegründet. Nähere Informationen und Anmeldung zur Gruppe erfolgt über die Seite des BVEK.