Eine Mutter hält die Hand ihrer jugendlichen Tochter.

Nachbemutterungsphase

In unserem letzten Workshop zum Thema Gefühle fiel ein Begriff, der mich nicht mehr losgelassen hat: Eine Teilnehmerin sprach von einer „Nachbemutterungsphase“ – einer Zeit, in der Mütter und ihre heranwachsenden Kinder sich wieder neu annähern.

Für mich passt das erstaunlich gut zu dem, was ich gerade mit meiner Tochter Mia erlebe. Sie ist 17 – und in letzter Zeit sucht sie verstärkt den Kontakt zu mir.

Im therapeutischen Kontext gibt es einen verwandten Begriff: „Reparenting“. Damit ist ein Prozess gemeint, bei dem Menschen lernen, sich selbst das zu geben, was ihnen als Kind gefehlt hat – Trost, Schutz, emotionale Nähe.

Wenn Mia heute auf mich zukommt, wirkt das auf mich wie der Versuch, etwas nachzuholen, das früher keinen Platz hatte.

Ich versuche, das greifbar zu machen, indem ich erzähle, was bei uns gerade passiert.

Seit rund 2 Monaten ist mir etwas so lange Zeit Verlorengegangenes bei meiner Tochter aufgefallen.

Auch wenn wir schon seit längerem wieder eine gute Beziehung zueinander haben, so ist sie plötzlich sehr anhänglich geworden. Ganz oft kommt sie aus ihrem Zimmer und fragt um Rat, möchte einige Zeit mit mir plaudern oder schaut mit mir sogar wieder Fernsehen. Wir gehen gemeinsam spazieren fahren in die Stadt und essen gemeinsam.

Auch wenn viele jetzt denken, freu dich doch! So ist es doch ein mir unbekanntes Verhalten.

Mit etwa 12 ½ Jahren ging nämlich genau diese Zeit immer mehr und mehr vorbei.

Mia zog zu ihrem Vater und war für mich kaum noch erreichbar. Ich habe es zugelassen, denn es war ihr ausdrücklicher Wunsch. Ein gutes Gefühl hatte ich damit nicht. Nun gut, die Pubertät mach so einiges.

Doch was ich damals nicht wusste, war, dass sie mich so sehr gebraucht hätte in dieser Zeit. Mit 16 kam sie dann zurück und wollte wieder bei mir leben. Sie hatte sich verloren in diesen 4 Jahren.

Mit 13 kamen die Substanzen und von da an war sie eigentlich nur noch substanzgesteuert.

Was war passiert? Das kann ich hier zu diesem Zeitpunkt nicht erklären und auch Mia weiß es nicht.

Aber das damals 12-jährige Mädchen ist wieder zurück und holt sich jetzt genau das, was ihr in diesen 4 Jahren gefehlt hat.

Sie möchte gehört, gehalten und verstanden werden. Akzeptiert und begleitet auf dem Weg ins Leben ins Erwachsen werden. Und wenn sie mal fällt, dann ist es OK! Denn es ist OK zu fallen und wieder aufzustehen ohne große Bewertung kommt ein neuer Versuch!

Und ich bin da wir, ihre Familie ist da. Sie ist nicht mehr allein ……und wir gehen miteinander spazieren und wir plaudern, wir schauen Fernsehen, essen miteinander und fahren zusammen in die Stadt. Als Mama und Kind!

Ramona

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