Gerade als Mutter eines suchterkrankten Kindes kennen wir das nur zu gut: Die Gefühle spielen verrückt. Zwischen Wut, Traurigkeit, Verzweiflung und Angst ist alles dabei. Und doch tauchen zwischendurch auch positive Emotionen auf – Hoffnung, Zuversicht, manchmal sogar Freude. Ein ständiges Auf und Ab, das uns oft an unsere Grenzen bringt.
Doch sind diese Gefühle nicht nur in uns, auch in unseren Kindern stecken viele dieser Gefühle. Sie tragen nur andere Namen. Schuld und Scham sind die Urväter dieser Gefühle, die in unseren Kindern festverankert sind. Sie werden begleitet von Überforderung und Leere.
So beschreibt meine Tochter ihre Gefühlswelt:
S Selbstzweifel, seelisches Leid
U Ungerechtigkeit
C Chaos im Kopf
H Hilflosigkeit
T Trauer, Trauma
Die Sucht ist geprägt von Selbstzweifeln, sowohl beim Konsumenten als auch bei der Familie. Jeder fühlt eine Ungerechtigkeit und es herrscht Chaos im Kopf. Hilflosigkeit macht sich breit und wird oft begleitet von tiefer Traurigkeit.
Das sind meine Gefühle beim Blick auf meine Familie:
F Fordernd
A Angst, Abgrenzung
M Missverstehen
I Ignoration
L Liebe
I Ich bin nicht genug
E Empathie
Das Leben aber auch die Personen darin sind sehr fordernd. Jeder hat seine eigene Angst und sehnt sich nach Abgrenzung. Beide Seiten fühlen sich oft missverstanden und ignoriert in ihren Gefühlen. Ich bin nicht und nie genug, so scheint es sich anzufühlen.
Doch die beiden entscheidenden Buchstaben in dieser Wortinterpretation sind das L und das E.
L steht für Liebe und E für Empathie. In ihnen steckt der Schlüssel für eine gute emotionale Ebene.
Schenkt einander Liebe und habt Mitgefühl. Damit bleibt ihr in Kontakt und es werden wieder neue Gefühle in euer Leben treten. Begrüßt sie und lasst sie herein.
Aus Wut kann Verstehen werden,
aus Angst wird wieder Sicherheit.
Und aus Scham wird vielleicht
irgendwann wieder Selbstachtung.