Eine Gruppe Menschen steht an einem See

Unser Jahresrückblick 2024: Perspektivenvielfalt – von anderen lernen

Wenn wir auf unseren Jahresrückblick 2024 schauen, fällt uns vor allem ein Wort ein, das unser Jahr perfekt beschreibt: Perspektivenvielfalt. Immer wieder bringt uns der Perspektivenwechsel als Eltern suchterkrankter Kinder zum Nachdenken und Staunen. Er eröffnet uns neue Wege, Abhängigkeit mit mehr Verständnis und Empathie zu begegnen. Für uns bedeutet aktive Selbsthilfe, ohne Scham und Angst über Suchterkrankungen zu sprechen und gemeinsam neue Wege im Umgang mit unseren Herausforderungen zu finden. Gemeinsam brechen wir das Stigma und setzen uns für eine Gesellschaft ein, die suchtbedingte Probleme nicht verschweigt, sondern angeht – für uns, unsere Kinder und alle Betroffenen.

Unsere Themen und Highlights in 2024

5 Jahre Walk & Talk: Gemeinsam den Herausforderungen der Sucht begegnen

Seit fünf Jahren bringen unsere gemeinsamen Wanderungen Eltern suchterkrankter Kinder und Menschen, die selbst Sucht erlebt haben, miteinander ins Gespräch. Unsere Kooperation mit dem Suchthilfe-Netzwerk Gesundheit-Sport-Erlebnis Köln ist fester Bestandteil in unserem Jahresprogramm. Die gemeinsame Aktivität und das Erleben der Natur lässt dabei eine Atmosphäre der Offenheit entstehen und verbindet uns auf einer anderen Ebene miteinander.

Diese Wanderungen sind weit mehr als einfache Ausflüge – sie sind ein lebendiger Dialog zwischen Generationen. Im Gehen entstehen wertvolle Momente des Austauschs, in denen wir neue Perspektiven gewinnen und intensive Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt der anderen Seite erhalten. Für Eltern sind die Gespräche mit den Betroffenen sehr wertvoll, um auch die eigenen Kinder besser zu verstehen. Wir freuen uns sehr, dass sich die Betroffenen-Selbsthilfe Junger Kreuzbund Düsseldorf uns jetzt auch angeschlossen hat. Der Besuch eines Cafés oder Restaurants rundet unseren Ausflug auf eine schöne Weise ab und schafft nochmal Raum für ein entspanntes Zusammensein.

Seit diesem Jahr wird unser Projekt durch eine private Stiftung unterstützt, die es uns ermöglicht, das verbindende Erlebnis der Einkehr für alle Teilnehmenden gleichermaßen zugänglich zu machen. Für diese wertvolle Unterstützung sind wir unglaublich dankbar.

Gemeinsam Wandern in Solingen
Gruppenbild „Walk & Talk“ Runde in Bergisch Gladbach

Unsere Online Meetings – Austausch und Perspektivenwechsel

Wenn Corona etwas Positives hervorgebracht hat, dann war das der Ausbau der Möglichkeiten zum virtuellen Austausch. Seit 2021 organisieren wir von Eltern für Eltern, Betroffene und Interessierte einen online Austausch per Zoom. Jeden Monat laden wir Referenten zu spezifischen Fachthemen in unsere Meetings ein.

Themen in 2024 waren beispielsweise Umgang mit Angst, Co-Abhängigkeit, Liebe & Abgrenzung, Suchthilfe, ADHS, Kommunikation und andere mehr. In diesem Jahr haben wir auch erstmals die 100-Teilnehmer-Marke für ein einzelnes Meeting erreicht! Vielen Dank an dieser Stelle an unsere Gäste Hagen Decker und John Cook, Jens Flassbeck, Katharina Müller-Pohle, Roman Lemke, Evelyn Hilbeck, Jil Rieger, Junger Kreuzbund und die vielen anderen Referenten und Teilnehmer, die uns unterstützt haben.

Für uns Eltern ist dies ein wertvolles Angebot zum offenen Austausch und Erkenntnisgewinn. Wir bekommen neue Impulse für den Umgang mit suchtbedingten Problemen in der Familie. Die vielen positiven Feedbacks bestätigen uns darin, dieses tolle Format im nächsten Jahr sogar noch weiter auszubauen, um noch mehr hilfesuchende Eltern zu erreichen.

Virtuelles Austauschmeeting von Eltern für Eltern
Online Austauschtreffen
von Eltern für Eltern

Unsere Workshops in 2024

In diesem Jahr haben wir gleich zwei sehr spannende Workshops durchgeführt. Im März 2024 haben wir zum 2. Mal einen Workshop zum Thema „Motivierende Gesprächsführung“ organisiert. Eine gute Kommunikation und die Bindung zu unseren Kindern in den Blick zu nehmen, ist uns eine besondere Herzensangelegenheit. Wenn wir unsere Kinder wirksam unterstützen wollen, geht das nur indem wir mit ihnen auf Augenhöhe kommunizieren. Der Workshop war wieder unglaublich bereichernd!

In unserem zweiten Workshop im November sollte es diesmal nur um uns gehen. Eine gute Selbstfürsorge ist essentiell, um den Belastungen, die die Suchterkrankung unserer Kinder mit sich bringt, standzuhalten. Deshalb haben wir uns diesmal dem Thema „Achtsamkeit“ gewidmet. Die praktischen Übungen, die wir an diesem Tag kennengelernt haben waren lehrreich, unterhaltsam und aufschlussreich und wir konnten viele wertvolle Impulse für unseren Alltag daraus mitnehmen.

Wir unterstützen die Petition von Mandy Jörgensen für eine bessere Suchthilfe!

Bundesweit gibt es nur insgesamt 240 Plätze, aufgeteilt auf 20 Einrichtungen in der stationären Suchtbehandlung für Jugendliche und junge Erwachsene. Es herrscht eine flächendeckende Unterversorgung. Wir benötigen mehr stationäre und ambulante Suchthilfen für die genannte Altersgruppe. Der Großteil der schädlich konsumierenden Jugendlichen und jungen Erwachsenen weist eine Doppeldiagnose auf, d.h. der Ursprung ist in einer seelischen/psychischen Erkrankung zu erklären. Der Konsum ist eine Flucht vor den eigenen Emotionen, seelischen Schmerzen, Anforderungen der Gesellschaft usw.. Häufig entwickeln sich durch den Konsum – insbesondere durch Cannabis – psychiatrische Erkrankungen wie Psychosen, Angststörungen, Schizophrenie usw. Der Griff zu Benzodiazepinen oder auch sedierenden Opiaten ist die Folge. Konsum wird zur Überlebensstrategie.

Mandy Jörgensen hat ihren Sohn Bruce an den Folgen seines Drogenkonsums verloren, weil er die Wartezeit auf einen freien Klinikplatz nicht mehr geschafft hat. Jetzt setzt sie sich mit ihrer Petition im Landtag Schleswig-Holstein für eine bessere Suchthilfe für Jugendliche und junge Erwachsene.

Wir sind ihrem Aufruf gefolgt und haben die Petition mit unterzeichnet und verbreitet:

  • damit unsere Kinder gehört werden bevor es zu spät ist;
  • weil es zu wenig Therapieplätze gibt, vor allem für Menschen mit einer Doppeldiagnose Sucht & psychischer Erkrankung;
  • weil es wir es nicht mehr hinnehmen können, dass die Wartezeit auf einen Therapieplatz zu einem Kampf um Leben und Tod wird;
  • weil die gestiegene Zahl der Drogentoten ein Aufruf zum Handeln ist!
Petition für eine bessere Suchthilfe für Jugendliche und junge Erwachsene
Mandy Jörgensen kämpft für eine bessere Suchthilfe für Jugendliche und junge Erwachsene

Wir erhalten den Selbsthilfepreis NRW 2024 in der Kategorie Engagement!

Unsere Selbsthilfeinitiative „Eltern suchtkranker Kinder“ wurde für herausragendes Engagement mit dem Selbsthilfepreis NRW 2024 in der Kategorie „Engagement“ ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand am 28.09.2024 in Köln statt. Den Preis überreichten Gesundheitsminister Karl Lauterbach und der Bürgermeister der Stadt Köln, Dr. Ralf Heinen.

Gewürdigt wurde insbesondere unser ganzheitlicher Ansatz: Als Initiative von Eltern für Eltern bieten wir nicht nur einen sicheren Raum für Austausch und gegenseitige Unterstützung, sondern fördern auch die Vernetzung mit ehemaligen Betroffenen und dem Suchthilfesystem. So erhalten Eltern wertvolle neue Perspektiven und Erkenntnisse sowie praktische Hilfen zur Stärkung der eigenen psychischen Gesundheit.

Durch unsere Präsenz auf Instagram und Facebook und über unsere Website erreichen wir betroffene Eltern, Fachleute und alle am Thema Interessierten im gesamten deutschsprachigen Raum. Auf unseren Portalen finden Eltern Erfahrungsberichte, wertvolle Inspirationen und fachliche Informationen, die gezielt Unterstützung bieten.

Die Verleihung des Selbsthilfepreises NRW 2024 unterstreicht die Bedeutung der Arbeit unserer Selbsthilfeinitiative. Unsere Gruppe ermutigt Eltern, sich ihrer Situation zu stellen, ihre Isolation zu überwinden und neue Wege zu gehen. Mit unserer Arbeit tragen wir dazu bei, das Verständnis für die Dynamiken von Suchterkrankungen in der Gesellschaft zu fördern.

Preisverleihung Selbsthilfepreis NRW in Köln am 10.09.2024
Unsere Gruppe bei der Verleihung des Selbsthilfepreises NRW in der Kategorie Engagement

Weitere schöne und besondere Momente in 2024

Abschluss nach unserem Workshop zum Thema Motivierende Gesprächsführung
Schöner gemeinsamer Abschluss nach unserem Workshop „Motivierende Gesprächsführung“
Infostand auf dem Fachtag des Beirats Kinder- und Jugendgesundheit im Kreis Mettmann, Thema Konsum bei Jugendlichen
Unser Info-Stand beim Fachtag im Kreis Mettmann zum Thema Konsum bei Kindern und Jugendlichen
Einkehr nach Walk & Talk Runde in Solingen Burg
Abschluss-Einkehr nach unserer Walk&Talk Runde in Solingen Burg
Walk & Talk Wanderung mit dem Jungen Kreuzbund Düsseldorf
Infotag der ARWED e.V. in Königswinter Eisbach bei Simon Batta Jugendcoaching
Infotag der ARWED e.V. in Königswinter bei
Simon Batta Jugendcoaching e.V.
Trialogischer Fachtag der ARWED e.V. zum Thema Doppeldiagnose
Trialogischer Fachtag der ARWED e.V.
zum Thema Doppeldiagnose

Unser 2024-Fazit

Worauf sind wir 2024 stolz?

Wir sind stolz auf das Zusammengehörigkeitsgefühl, das in unserem Elternkreis und in der Online Elterngruppe inzwischen entstanden ist. Wir nehmen Anteil an den Geschichten der anderen und stehen ihnen ermutigend zur Seite oder freuen uns mit ihnen über Fortschritte. Wenn ein Notfall eintritt und eine Mutter oder ein Vater einen dringenden Rat benötigt, ist immer jemand aus der Elternkreisgruppe ansprechbar. Es ist einfach ein gutes Gefühl, zu wissen, dass man niemals mit seinen Herausforderungen allein ist.

Unser erweitertes Sommerfest mit dem Elternkreis Solingen hat den Zusammenhalt der Eltern untereinander weiter gefestigt – und auch das Weihnachtswichteln bei leckeren Snacks und Getränken sorgte für ein warmes, herzliches Gefühl zum Jahresabschluss.

Was haben wir in 2024 gelernt?

  • Um Suchtdynamiken zu verstehen, müssen wir selbst zu Experten werden.
  • Aktiv werden befreit uns aus der Hilflosigkeit.
  • Nichts bleibt immer so wie es gerade ist. Leben ist immer auch Veränderung.
  • Nur mit einer wertschätzenden Kommunikation auf Augenhöhe können wir unsere Kinder emotional erreichen.
  • Nichts tröstet so sehr wie persönlicher Kontakt zu Menschen, die im gleichen Boot sitzen.
  • Durch den Perspektivenwechsel mit Betroffenen erlangen wir ungeahnte Erkenntnisse, die uns sonst verborgen bleiben.
  • Jeder muss seinen eigenen Weg aus der Krise finden. Das gilt sowohl für unsere Kinder als auch für uns Eltern.
  • Suchterkrankungen sind ein gesellschaftliches Problem, deshalb müssen wir uns nicht verstecken.

Erste Male: Welche neuen Dinge sind wir in 2024 angegangen?

Unsere neue Website ist im Februar 2024 an den Start gegangen und wird sehr gut beachtet. In 2025 werden wir die Seite weiter ausbauen. Seid gespannt!

Unser Elternkreis hat jetzt eine Community Seite bei Whatsapp mit einigen wichtigen Untergruppen. Wir haben jetzt einen besseren Überblick über Veranstaltungen – Termine – Projekte – wichtige Anlaufstellen u.a.

Wir haben neue Flyer und Visitenkarten.

Wofür sind wir 2024 besonders dankbar?

Wir sind dankbar für

  • die wunderbaren Menschen in unserer Gruppe und den Zusammenhalt
  • die Offenheit, mit der wir unsere Sorgen teilen können
  • die Inspiration, die wir aus den Erfahrungen anderer schöpfen
  • die kleinen Fortschritte, die uns Hoffnung geben
  • die Momente des Lachens
  • die Erkenntnis, dass wir nicht allein sind
  • die Unterstützung durch Menschen, die sich uns verbunden fühlen
  • die Hoffnung, die wir einander schenken

Was waren unsere größten Herausforderungen in 2024?

Immer wieder stehen wir als Eltern vor belastenden und herausfordernden Situationen, für die es keine klaren Lösungen gibt. Manchmal führen Veränderungen im späteren Verlauf zu neuer Hoffnung und erleichtern vieles. Doch manchmal bleibt nur die Akzeptanz: das Leben so anzunehmen, wie es gerade ist.

Besonders schwer ist es, mit anzusehen, wie Eltern durch die Suchtkrankheit ihrer Kinder so stark belastet werden, dass sie in eine tiefe Depression rutschen – und wir sie in der Gruppe nicht erreichen können. Ebenso schmerzlich ist die Erkenntnis, dass wir unsere Kinder nicht retten können, wenn sie nicht selbst bereit sind, etwas zu verändern.

Hinzu kommt oft die Hilflosigkeit, weil die vorhandenen Hilfsangebote nicht immer den tatsächlichen Bedürfnissen entsprechen. All diese Herausforderungen begleiten uns immer wieder. Deshalb ist es so wichtig, dass es unsere Gruppe gibt: ein Raum, in dem wir uns gegenseitig stärken und lernen, die eigenen Bedürfnisse wieder in den Blick zu nehmen.

Was war richtig gut in 2024?

Dass wir in jedem Jahr immer weiter lernen und wachsen! Die Workshops zu den Themen „Motivierende Gesprächsführung“ und „Achtsamkeit“ hatten wieder einen großen Mehrwert für uns alle. Wir konnten viele Inspirationen von dort mitnehmen und zu Hause in unser Leben integrieren. Das hat unser Miteinander in der Familie gestärkt und auch uns selbst gutgetan. Man nimmt immer etwas mit!

Auch die Themen der online Meetings waren wieder sehr bereichernd. Wir sind stolz auf unser Netzwerk, dass wir inzwischen geschaffen haben! Gleichzeitig sind wir natürlich weiterhin offen für neue Kontakte und Inspirationen.

Was lassen wir im Jahr 2024 zurück und nehmen es nicht mit in 2025?

Wir lassen den Glaubenssatz los, dass unsere Wahrnehmung und unsere Wahrheit auf andere übertragbar sind. Stattdessen erkennen wir an, dass jeder Mensch seine eigenen Herausforderungen und Belastungen hat – auch wenn wir sie nicht immer nachvollziehen können. Es ist nicht unsere Aufgabe, alles zu verstehen oder zu lösen, sondern mit Mitgefühl und Respekt zu akzeptieren, was für den anderen wichtig ist.

Unser 2024 in Zahlen

  • 1350 Instagram-Follower
  • 580 Facebook-Fans
  • Über 50.000 Webseitenbesucher seit März 2024
  • 12 Online Meetings mit insgesamt über 500 Teilnehmern
  • 20 Präsenz-Meetings, 2 Workshops, 2x Podcast-Teilnahme, 1x Infostand Fachtag, 1 Fachartikel, 1 Portrait in der Rheinischen Post
  • 7 x Walk & Talk Wanderungen mit 8-24 Teilnehmern pro Wanderung, knapp 85 km gemeinsame Strecke!
  • Gemeinsames Sommerfest und Weihnachtswichteln
Artikel über unseren Elternkreis in der Rheinischen Post am 02.04.2024

Unser Ausblick auf 2025

Was wir 2025 anders (besser) machen wollen

Zusammenarbeit im Team stärken. Gemeinsame Projekte definieren. Ein Patensystem einführen.

Diese großen Projekte gehen wir 2025 an

Wir gründen einen Verein!

Unsere Ziele für 2025

  • Mehr Sichtbarkeit erreichen
  • Öffentlichkeitsarbeit verstärken
  • Unser Netzwerk in der Heimatregion Kreis Mettmann verstärken
  • Weitere Hürden für Eltern abbauen und anonyme Hilfsangebote weiter ausbauen (Forum)
  • Unser Motto für 2025 heißt: Brücken bauen – Hürden überwinden!

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