Benzodiazepine

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Benzodiazepine

(Mitschrift Online Meeting v. 11.2023 unter Beteiligung von JES NRW e.V. )

Benzodiazepine sind verschreibungspflichtige Medikamente zur kurzfristigen Behandlung von Angst- und Panikattacken. Sie sind extrem wirksam, machen aber schon nach sehr kurzer Zeit abhängig. Vgl. auch Drogenlexikon Drugcom https://www.drugcom.de/drogenlexikon/benzodiazepine/

Lt. Bundesärztekammer gelten sie weltweit als die Medikamente mit der höchsten Missbrauchsrate. Seit der Corona-Pandemie ist gerade bei Jugendlichen die Verschreibung von Benzos sprunghaft angestiegen, um Angst und sozialer Isolation entgegenzuwirken. Zukunftsängste, der Wunsch, in der Gruppe Konsumerfahrener dazuzugehören, die Popkultur, die den Konsum offen thematisiert und schließlich die hohe Wirksamkeit = das gute Gefühl, das die Medikamente hervorrufen, sind einige der Gründe, die zum Missbrauch führen können.

Benzokonsum wird bei täglicher Einnahme von mehr als 5 Tagen problematisch. Bei mehr als 7 Tagen täglichen Konsums, muss die Dosis erhöht werden, um die gleiche Wirkung zu erhalten. Benzos sind sowohl auf dem Schwarzmarkt als auch über gefälschte Rezepte leicht zu bekommen, dabei gleichzeitig preiswert. Bestehender Benzokonsum zeigt sich u.a. durch Emotionalität, viel Reden; in Verbindung mit Alkohol wirken Benzos aber auch sedierend. Der Konsum ist bei vielen Abhängigen ein Versuch, die Grunderkrankung/Gefühle, die nicht diagnostiziert bzw. wahrgenommen werden wollen (?!)/können, in den Griff zu bekommen.

Welche Schäden können Benzos verursachen?

Gedächtnisstörung, Schlafstörung, körperliche Erschöpfung, Persönlichkeitsstörung, Apathie, Depression bis hin zum Suizid = verursacht oft, dass noch mehr konsumiert wird, um diese Nebenwirkungen wieder zu minimieren.

Benzo-Entzug dauert lange und Benzos müssen unbedingt langsam und moderat ausgeschlichen und runterdosiert werden. Es ist ein harter und schwerer Weg. Der Entzug sollte mit einem Alternativ-Medikament begleitet werden, geeignet sind Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) und Selektive Noradrenalin-/Dopamin-Wiederaufnahmehemmer (SNDRI). Ein Benzo-Entzug sollte ambulant nur zusammen mit einem Arzt durchgeführt werden!! Allerdings lassen sich nur wenige Ärzte darauf ein, da der Entzug auch gefährlich werden kann (Suizidalität, Atemstillstand, Krämpfe, Herzstillstand, vor allem in Kombination mit Alkohol). Die Krankenkassen zahlen nur 21 Tage in einer Entgiftungsklinik! Das reicht bei Benzos nicht, wenn ein hoher Konsum besteht, dh. die Patienten werden in schwachem, schlappen, nicht stabilem Zustand entlassen.

Umgang mit dem Abhängigen:

Zugang zum abhängigen Kind finden, nicht verurteilen, Offenheit zeigen.

Viele Abhängige sind durch die Not des drohenden Entzugs auch zu professionellen Lügereien fähig! Die Betroffenen wissen, dass sie ihren Konsum nicht mehr im Griff haben. Die Nähe zur Mutter /Vater ist manchmal schwieriger als zu einem weiter Entferntem/Arzt, denn die Scham ist groß.

Wieviel Konsum ist möglich nach einem Konsum bzw. ist der Suchtdruck nach Benzos jemals „geheilt“?

Das kann sehr individuell sein. Am hilfreichsten ist eine gut behandelte Grunderkrankung der Ursache für Ängste, Panik und Sucht.

Man kann ein zufriedenes Leben ohne Benzos leben nach einem Konsum, aber… Der ursprünglich seelische Schmerz muss anders ausgeglichen werden, sonst ist die Gefahr eines Rückfalls sehr groß. Der Betroffene muss ein Ventil finden, um seine Emotionen regulieren zu können.

Problem in Deutschland:

Suchtbehandlung erfolgt sehr selten zeitgleich mit der Behandlung einer psychischen Erkrankung. Oft werden diese Behandlungen separiert durchgeführt und nicht übergreifend und sind deshalb oft langfristig erfolglos.

Grunderkrankungen können sein: ADHS, Borderline, Autismus, Depression.

ADHS wird nach alter Theorie nicht mit Medikamenten behandelt, wenn eine Sucht im Spiel ist. Das ist heute veraltet und wird dennoch von einigen Ärzten so vertreten.

Fazit: Unsere Kinder nehmen die Benzos, um eine Selbstmedikation zu erreichen.

„Substitut-Medikamente“ sollten zeitnah von einem Arzt gut eingestellt werden, damit unseren Kindern auf normalem und legalem Weg geholfen werden kann und sie sich nicht mehr selbst „behandeln“ müssen.

Benzos – Weiterführende Links:

Wirkungsweise der verschiedenen Benzos:

https://catbull.com/alamut/Lexikon/Indexe/Benzodiazepine.htm

Y-Kollektiv – Tablettenabhängig mit 16 – Film bei YouTube – viele spannende Kommentare unter dem Beitrag!

MDR Investigativ – Süchtig auf Rezept – Medikamentenmissbrauch bei Teenies – Interview mit t-low

Benzos und Opioide auf dem Pausenhof – Deutsches Schulportal

Alinas Addiction – Filmriss auf Benzos – Livestream youtube

Mein Weg aus der Angst – Wirksame Alternative zu Benzos – www.meinwegausderangst.de

Persönlicher Blog und Infos zu Angst, Panikattacken, Depression

Tipp: In NRW (Bergisch Gladbach) gibt es eine Klinik, die auch Begleiterkrankungen behandelt:

https://www.klinikumoberberg.de/standorte/psk-psychosomatische-klinik-bergisch-land