Was ist das für eine Frage? Drogen machen abhängig! Diese Aussage höre ich häufig und ist viel zu kurz gedacht!
Die Suchtentstehung ist sehr komplex und individuell. In der Regel wird im Rahmen der Therapie mit den betroffenen Person ihre individuellen Faktoren, die zu einer Sucht geführt haben, erarbeitet.
Trotzdem gibt es ein sehr verbreitetes Modell, dass die Entstehung einer Abhängigkeitserkrankung erklärt und auf dem Bio-Psycho-Sozialem Modell beruht.
Das Modell: BIOLOGISCHE FAKTOREN – SOZIALE FAKTOREN – KONSUMMUSTER – DROGE – PSYCHISCHE FAKTOREN
- BIO: Unter Biologische Faktoren können z.B. Alter (ein früher Konsumstart ist z.B. ein Risikofaktor), Geschlecht oder genetische Dispositionen (z.B.
Abhängigkeitserkrankung in der Familie) fallen, aber auch der eigene Stoffwechsel psychoaktiver Substanzen. - PSYCHO: Hier sind z.B. unsichere Bindungserfahrungen, Traumata, die eigene Persönlichkeit, geringer Selbstwert, psychische Erkrankungen (z.B. ADHS oder Depression), Schwierigkeiten im Umgang mit Emotionen etc. mit gemeint.
- SOZIAL: Bei sozialen Faktoren unterscheidet man zwischen individuellen (z.B. Einfluss der Freundesgruppe, Belastungen wie Mobbing, Alleinsein, Probleme in der Beziehung, Probleme mit den Eltern oder schwierige finanzielle Situation, unsichere Wohnsituation etc.) und gesellschaftlichen Faktoren (z.B. Chancengleichheit, Entwicklungsmöglichkeiten, Sicherheit, Schule etc.).
- DROGE: Das Risikopotenzial eine Abhängigkeitserkrankung zu entwickeln ist von Droge zu Droge unterschiedlich. Auch die Konsumweise (Essen, schniefen, rauchen, spritzen etc.) spielt dabei eine Rolle. Je nach Droge kann sich also bei einem regelmäßigen Konsum ein Verlangen und eine Toleranz einstellen, die erneuten Konsum fördert.
All diese Faktoren können das Konsumverhalten bedingen. Bei ungünstigen Voraussetzungen ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sich ein ungesundes Konsummuster entwickelt.
Was können wir also aus diesem Modell lernen?
Auf der einen Seite ist es wichtig zu verstehen, dass die Entwicklung einer Sucht meist sehr komplex ist und es viele Bedingungsfaktoren geben kann. Natürlich kann es sein, dass bei manchen Personen ein Aspekt mehr und der andere weniger ausgeprägt ist. Aber der Versuch, einfache Erklärungen zu finden, hat meist eine großes Gefahr der Stigmatisierung.
Präventiv kann man dieses Modell als Reflexionsmodell nutzen.
Teil von SAFER USE ist, sich stets bewusst zu machen wie es einem eigentlich geht und welchen Zweck in diesem Kontext der Konsum erfüllen soll.
Und für mich als Elternteil?
Als Krankheitsmodell hilft es uns Risikofaktoren zu identifizieren und auf diese positiv einzuwirken. Gleichzeitig bedeutet es aber auch, dass es sich genau in diesen Bereichen lohnt das Kind positiv zu unterstützen. Hierbei kann es sich um Anregungen handeln wie sportlich, musikalisch oder anders kreativ tätig zu werden, um Erfolgserlebnisse zu sammeln, soziale Interaktion zu erleben etc.
Auch kann man es nutzen, um sich selbst zu reflektieren um zu prüfen, ob das Kind zu Hause die Umgebung hat um sich wohl und geborgen zu fühlen.
Natürlich kann man nicht auf alle Lebensbereiche Einfluss haben. Um so älter das Kind wird, um so mehr Einflüsse gibt es auch außerhalb des Elternhaus.
In meiner Podcastfolge 38 „Wie entwickelt sich eine Abhängigkeitserkrankung“ bekommt ihr einen ausführlichen Überblick in die Thematik!
Gastbeitrag von Stefanie Bötsch- Podcasterin „Psychoaktivpodcast“.