Meine Botschaft an alle Mütter suchterkrankter Kinder, die ähnliches erleben: Gebt die Hoffnung nicht auf, auch wenn es manchmal schwer ist. Jeder kleine Schritt, jedes Lächeln, jeder Moment der Freude zählt. Und manchmal, wenn man es am wenigsten erwartet, fühlt sich das Herz wieder ein kleines Stück leichter an. Für mich ein kleines Wunder.
Gestern hatten mein Mann und ich einen ganz besonderen Tag: den Geburtstag meines Sohnes Patty. Wir haben ihn im „Betreuten Wohnen“ besucht. Familienfeiern meidet er schon lange – sein wirres Denken macht solche Momente zu einer zu großen Herausforderung für ihn. Dennoch: Dieser Tag war anders. Besonders! Schön!
Patty hatte sich seit Jahren eine bestimmte Jeans gewünscht. Ein Wunsch, der so lange unerfüllt blieb, dass er irgendwann gar nicht mehr darüber sprach. Seine Krankheit hat ihn in gewisser Weise in der Pubertät festgehalten – auch wenn er gleichzeitig so viel Lebenslust besitzt. Aber diesmal habe ich sie gefunden. Diese Jeans. Und gestern konnte er sie endlich auspacken. Was für ein Moment!
Patty hat die Hose direkt zusammen mit seinem neuen Pullover angezogen. Als er mich ansah, sagte er: „Mama, jetzt fühle ich mich wieder wie der Alte.“ Ich habe gelacht – die Hose war genau wie die, die er mit ca. 16, 17 Jahren so geliebt hat. Aber als ich darüber nachdachte, wusste ich: Mit „früher“ meinte er die Zeit vor seinen Psychosen. Das hat mich tief berührt.
Dieser Tag hat mich auch glücklich gemacht. Ich habe Gefühle in meinem Sohn gespürt, die so lange verschüttet waren. Und ich habe gemerkt, wie sehr ich ihn liebe – mein großes, schon erwachsenes Kind. Wie sehr er mir am Herzen liegt. Dieses Glück trage ich seit gestern wieder in mir. Nach unserem gemeinsamen Essen haben wir den Tag mit einem Besuch auf dem Friedhof beendet. Dort haben wir eine Kerze angezündet – für meinen verstorbenen Mann, Pattys Papa. Eine stille Geste, die so viel ausdrückt: Erinnerung, Liebe und den Weg, den wir gemeinsam als Familie gegangen sind. Und in diesem Moment, bei der Kerze, spürte ich: Unsere Verbindung bleibt. Sie ist unzerstörbar.
Dieser Tag hat mir wieder einmal gezeigt, wie wichtig es ist, sich auf die kleinen Momente des Glücks zu konzentrieren – auch dann, wenn das Leben von schwierigen Umständen geprägt ist. Als Mutter eines Kindes mit einer Doppeldiagnose weiß ich, wie oft wir mit Sorgen und Herausforderungen konfrontiert sind. Aber genau deshalb sind Tage wie dieser so besonders. Sie erinnern uns daran, dass trotz aller Widrigkeiten schöne und wertvolle Augenblicke möglich sind – und wie wichtig es ist, diese bewusst wahrzunehmen und zu genießen.