Unausgesprochene Erwartungen begleiten viele Eltern suchtkranker erwachsener Kinder. Sie schwingen mit, sobald wir uns begegnen.
Wenn ich mein Kind treffe, bin direkt in diesem Erwartungsmodus. Ich warte auf Einsicht und darauf, Anzeichen einer Veränderung zu erkennen. Und ich hoffe, dass sich etwas bewegt oder es endlich klick macht. Ich frage nach – vorsichtig, aber nicht wirklich locker. Ich beobachte und bin nicht wirklich entspannt.
Es fällt mir schwer, dieses eine Thema einfach mal ruhen lassen und unbelastet zu sein. “Wann erkennst du endlich, dass dieser Weg dich ganz weit weg führt von einem selbst bestimmten, erfüllten Leben?”
Die Sucht zerstört den Traum, den ich für dich geträumt habe! Wie soll ich das ausblenden?
Und jedes Mal spüre ich, wie es zwischen uns steht. Wie ich schon wieder innerlich auf der Suche bin nach nach Wegen und Möglichkeiten, doch irgendwie einzugreifen. Ich sammle Informationen, Tipps und Links, um sie irgendwann an mein Kind weiterzugeben, im richtigen Moment, dann wenn es vielleicht andocken könnte…
Ich glaube, es ist meine Pflicht als Mutter. Ich muss doch etwas tun. Oder wenigstens fragen und jede Chance nutzen, das Thema zum Thema zu machen, weil es so wichtig ist! Aber weiß mein Kind das meiste nicht längst selbst?
Mit all dem entsteht ein Ungleichgewicht. Ich bin nicht mehr auf Augenhöhe. “Ich bin die Sehende und du brauchst meine Hilfe.” Mir wird das gerade sehr bewusst.
Mein Kind ist erwachsen – und ich bin nicht mehr die Mutter, die alles besser weiß. Das ist nicht mehr meine Rolle. Und ich will sie auch nicht länger ausfüllen.
Ich arbeite daran, zu akzeptieren, was gerade ist. Und daran, es nicht mehr dauernd anders haben zu wollen. In den Momenten, in denen mir das gelingt, fühlt es sich wie eine Befreiung an!
Und es macht den Kontakt zu meinem Kind unbelasteter und schafft wieder mehr Verbindung.
Ich bin heute zum ersten Mal auf eurer Internetseite und bin sehr beeindruckt, über so viel Fachwissen, Gedanken und relevante Themen, die
mich als Mutter eines Suchterkrankten jungen Mannes unterstützen werden.
Ich möchte sehr gern lernen, mich zu seiner Suchterkrankung abzugrenzen und gleichzeitig seine liebende Mutter zu sein.
Es wird meine lebenslange Aufgabe bleiben.
Ich freue mich, auf den gemeinsamen Austausch mit euch allen.
Liebe Susann, wie schön, dass du zu uns gefunden hast. Ja, das ist das Schwierigste, dieser Balanceakt zwischen helfen und abgrenzen. Das Problem unserer Kinder nicht zu unserem Problem zu machen und sich nicht komplett davon vereinnahmen zu lassen. Vielleicht sehen wir uns ja bald in einem unserer Meetings – siehe Termine. Wir würden uns freuen, liebe Grüße, Barbara