Wenn ich mein Kind treffe, bin direkt in diesem Erwartungsmodus. Ich warte auf Einsicht und darauf, Anzeichen einer Veränderung zu erkennen. Ich hoffe, dass sich etwas bewegt oder es endlich klick macht. Ich frage nach – vorsichtig, aber nicht wirklich locker. Ich beobachte und bin nicht wirklich entspannt.
Ich kann dieses eine Thema nicht einfach mal ruhen lassen und unbelastet sein. “Wann erkennst du endlich, dass dieser Weg dich ganz weit weg führt von einem selbst bestimmten, erfüllten Leben?”
Die Sucht zerstört den Traum, den ich für dich geträumt habe! Wie soll ich das ausblenden?
Und jedes Mal spüre ich, wie es zwischen uns steht. Wie ich schon wieder innerlich auf der Suche bin nach nach Wegen und Möglichkeiten, doch irgendwie einzugreifen. Ich sammle Informationen, Tipps und Links, um sie irgendwann an mein Kind weiterzugeben, im richtigen Moment, dann wenn es vielleicht andocken könnte…
Ich glaube, es ist meine Pflicht als Mutter. Ich muss doch etwas tun. Oder wenigstens fragen und jede Chance nutzen, das Thema zum Thema zu machen, weil es so wichtig ist! Aber weiß mein Kind das meiste nicht längst selbst?
Mit all dem entsteht ein Ungleichgewicht. Ich bin nicht mehr auf Augenhöhe. “Ich bin die Sehende und du brauchst meine Hilfe.” Mir wird das gerade sehr bewusst.
Mein Kind ist erwachsen – und ich bin nicht mehr die Mutter, die alles besser weiß. Das ist nicht mehr meine Rolle. Und ich will sie auch nicht länger ausfüllen.
Ich arbeite daran, zu akzeptieren, was gerade ist. Und daran, es nicht mehr dauernd anders haben zu wollen. In den Momenten, in denen mir das gelingt, fühlt es sich wie eine Befreiung an!
Und es macht den Kontakt zu meinem Kind unbelasteter und schafft wieder mehr Verbindung.