Einsamkeit ist in vielen Lebensläufen von Menschen mit Suchterkrankung schon früh ein Thema. Sie fühlen sich schon früh isoliert und vermissen häufig eine gute Bindung zur Familie oder dem Umfeld.
Auch in den Konsumzeiten gibt es Einsamkeit, wenn der Konsumzwang mit ganz viel Scham einhergeht und der Suchtkranke sich selbst aus diesem Grunde zurückzieht und isoliert. Bei gleichzeitiger Depression oder Psychose verschlimmert sich die Einsamkeit noch. Ein Gefühl von Isolation entsteht auch, weil Betroffene sie sich häufig nicht akzeptiert und als Teil der Gesellschaft fühlen.
In der Abstinenz ist Einsamkeit wieder ein Thema. Kontakte zu früheren Konsum-Freunden gehen verloren (oder werden bewusst gekappt) weil es natürlich ein Suchtrisiko darstellt und die Gefahr da ist, wieder in alte Muster zu verfallen. Manchmal wird auch der Kontakt zur Familie abgebrochen, weil es keine gute gemeinsame Ebene gibt.
Die Einsamkeit – bzw. das alleine sein – kann aber auch bei der Reflexion helfen. Wer bin ich eigentlich? Was will ich? Wie stelle ich mir meine Zukunft vor? Die Suche nach neuen Menschen wird auch von Einsamkeit begleitet. Neue Bindungen eingehen ist schwierig.
Hier kann Familienhilfe oder Eingliederungshilfe unterstützend sein, um sich der Außenwelt wieder Schritt für Schritt zu nähern – aus der Einsamkeit herauszufinden.
Ein schönes Beispiel ist die Beschäftigung im Ehrenamt stundenweise, was auch das Selbstwertgefühl wieder verbessert und Struktur schafft. Eine sportliche Betätigung und Kontakte zu ebenfalls abstinenten Menschen und gemeinsame Unternehmungen helfen ebenfalls aus der Einsamkeit.
Bei der Entstehung einer Suchterkrankung geht es sehr stark um das Verarbeiten von unangenehmen Gefühlen, fehlender Bindung und Selbstmedikation. Betroffene beschreiben das als “der Kopf platzt – sich wegschießen – Gedanken ausschalten.” Sie wünschen sich einen Safe Place, wo alles gesagt werden darf – ohne Scham, jedes Gefühl sein darf, akzeptiert wird und man auf Verständnis trifft. Gespräche auf Augenhöhe.
Das alles finden sie in der Selbsthilfe.
Aber auch wir Eltern sind für unsere suchtbetroffenen eine starke Stütze, wenn wir auf Augenhöhe kommunizieren, die Bedürfnisse unserer Kinder hinterfragen und sie darin bestärken, ihren Weg zu gehen.
Dennoch müssen wir natürlich auch unsere eigenen Bedürfnisse im Blick behalten. Ein schwieriger Balanceakt!